Gerade so

Gestern war der Schweinhehund tatsächlich stärker als ich. Und heute war ich den ganzen Tag an der Arbeit zum Klausuren korrigieren (puh, was haben die Studenten teilweise für einen Stuss verzapft!) und war heute Abend schon ziemlich geschafft. Beim Leichtathletik gucken bin ich total abgesackt, glücklicherweise kamen dann jedoch 5000 Meter Vorläufe und die haben mich dann einigermaßen motiviert. Es ist einfach toll anzusehen, wie die Europa-Elite läuft. Von so einem Schritt werde ich mein restliches Leben träumen!

Naja, und weil ich ja wieder zweimal pro Woche laufen möchte, musste ich mich nun mal bewegen. Also hoch, rein in die Laufsachen, Kappe auf und los.

Nur über die Route war ich mir heute überhaupt nicht einig mit mir selbst. Meine Lieblingsroute wollte ich nicht laufen, denn da hatte ich Angst, dass ich wieder nach einer Runde abbrechen würde und somit wieder nur fünf Kilometer geschafft hätte. Die zehn Kilometer Runde über den Berg war mir zu lang, vor allem weil es keine Möglichkeit gibt, sie abzukürzen. An meiner mittellangen Strecke flussaufwärts störte mich der fiese Anstieg nach etwa zwei Dritteln. Ansonsten war das aber mein Favorit für heute. Als ich dann draußen stand und die Mutter derjenigen getroffen hatte, die mich angeschrieben hat, weil sie mit mir laufen möchte (schönen Gruß, Inge!), wusste ich immer noch nicht, wohin. Und wie so oft haben meine Füße die Entscheidung getroffen.

Ich habe die mittellange Strecke Richtung Brunslar gewählt, allerdings rückwärts. Seltsamerweise scheue ich mich davor, eine Strecke in die andere als die gewohnte Richtung zu laufen. Diesmal allerdings bedeutete die „Rückrichtung“ zuerst den Berg hoch (hier im Ort) und dann eigentlich nur noch bergab beziehungsweise eben. Den Berg habe ich ganz gut geschafft, Puls ist unter 200 geblieben. Und dann lief es ganz gut. Ich hatte mir vorgenommen, schön langsam zu laufen und habe zwischendrin immer wieder Tempo rausgenommen.

Als ich dann in den Ort einbiegen wollte, sind meine Füße in die andere Richtung gelaufen. Das ist das Schöne hier, ich überleg mir was und meine Beine entscheiden völlig losgelöst von meinem Kopf über die Strecke. Na gut, bin ich also Richtung Schweinestall gelaufen und dann die Hauptstraße nach Brunslar rein. Meine Nase hat schon langsam Heimatluft gewittert, als die Füße tatsächlich noch einen Schlenker eingestreut haben. Ich bin noch an unserem alten zu Hause (naja, zum „zu Hause“ ist es nie geworden) vorbeigelaufen und habe gestaunt, dass ich diesem Ort immer noch negative Gefühle entgegenbringe. Schön war es da wirklich nicht und in ein paar Jahren werde ich bestimmt verdrängt haben, dass ich jemals da gewohnt habe (boah, Benjamin hat da tatsächlich sein erstes halbes Lebensjahr verbracht – unglaublich). Die Laufstrecken dort mag ich jedoch nach wie vor und es war schön, auf diesen Wegen zu laufen.

Dann aber hat der Kopf doch gewonnen und ich bin direkt nach Hause gelaufen. Das hieß allerdings noch drei Kilometer laufen. Aber zum Glück eben an der Eder entlang. Meine Beine taten weh, das rechte Schienbein hat sich gemeldet, meine Gedanken waren stark bewegt und auf dem letzten Kilometer hatte ich auch noch Gegenwind.

Toll.
Echt jetzt.
Es war ein super Gefühl, diese ganze Strecke geschafft zu haben, der Wind kam mir warm entgegen und ich wusste es ist nicht mehr weit. So habe ich heute eine Stunde ohne Unterbrechung geschafft, obwohl ich nur mit einer dreiviertel Stunde gerechnet habe. Der Himmel hat rot geleuchtet, ich war ko und glücklich.

Achja, 16° sind mir viel lieber als 26°. Zum perfekten Lauf hat nur der Regen gefehlt ;-).

Strecke: 9,1 km
Zeit: 61 min
Training: langsamer langer Lauf

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